Grundbegriffe >> Motivation

 

Warum sollten Sie sich mit Volkswirtschaftslehre beschäftigen?

 

Während Ihres ganzen Lebens – von der Wiege bis zur Bahre - werden Sie mit den Gesetzen der Wirtschaft konfrontiert werden. Als Wähler müssen Sie Entscheidungen treffen über Probleme wie Inflation, Arbeitslosigkeit oder Globalisierung, über die Sie sich ohne volkswirtschaftliches Grundwissen kein Urteil bilden können.

 

Das gleiche gilt für die Fragen, wie Sie als Konsument Ihr Einkommen ausgeben. Und bei der wichtigen Frage des Sparens und Investierens, werden Ihre volkswirtschaftlichen Kenntnisse Sie zwar nicht zu einem Finanzgenie machen. Aber ohne solche Kenntnisse haben Sie überhaupt keinen Trumpf in der Hand. Darüber hinaus ist die Volkswirtschaftslehre eine faszinierende Disziplin. Ganze Schüler- und Studentengenerationen haben, oft zu ihrer eigenen Überraschung, festgestellt, wir spannend die „Wirtschaft“ sein kann.

 

Der Begriff des Wirtschaftens

 

Jeder wird wohl eine allgemeine Vorstellung davon haben, was man unter „Wirtschaften“ versteht. Es ist jedoch sinnvoll, eine strenge Definition dieses grundlegenden Begriffes den weiteren Erörterungen voranzustellen.

 

Wirtschaften heißt: rationale Disposition über knappe Mittel zur Befriedigung von Bedürfnissen.

 

Bei dieser Definition ist jedes einzelne Wort wichtig. Wir erläutern die gebrauchten Ausdrücke der Reihe nach.

 

Die Disposition muss rational, oder genauer: zweckrational sein. Ein bestimmtes Ziel muss mit dem geringst möglichen Aufwand erreicht (Minimumprinzip) oder aus einem bestimmten Aufwand muss der höchstmögliche Ertrag (Maximumprinzip) herausgeholt werden. Dies sind die beiden Aufgabenstellungen des sogenannten ökonomischen Prinzips. Sie schließen sich übrigens gegenseitig aus! Es ist sinnlos, von einer rationalen Disposition zu verlangen, dass sie bei minimalem Aufwand einen maximalen Ertrag bringen soll.

 

Genügt eine Disposition dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit, so ist sie rational, effizient oder wirtschaftlich. Im andern Falle liegt Verschwendung bestimmten Grades vor. Rational disponieren heißt also, anders ausgedrückt: Verschwendung vermeiden.

 

Das eigentliche Wirtschaften besteht in der Disposition. Ist eine wirtschaftliche Disposition, eine Verfügung oder Entscheidung getroffen, so ist alles Weitere lediglich technischer Ablauf. Wenn wir die Menschen z.B. beim Einkauf beobachten, so ist das, was wir sehen, gewiss ein Vorgang, der etwas mit Wirtschaften zu tun hat. Das eigentliche Wirtschaften des Käufers liegt jedoch in der Disposition über das ihm zur Verfügung stehende Geld, das er auf verschiedene Verwendungszwecke aufteilt. Die wirtschaftliche Disposition des Verkäufers besteht darin, dass er beschließt, die Ware in bestimmter Menge und Qualität zum Verkauf bereitzuhalten. Der zu beobachtende Kauf und all die zugehörigen Erfordernisse sind die Auswirkungen bestimmter· wirtschaftlicher Dispositionen. - Personen oder Personengruppen, die selbständig disponieren, nennt man im übrigen: Wirtschaftssubjekte.

 

Der Ausdruck "knappe Mittel" in unserer obigen Definition bezieht sich auf wirtschaftliche Güter. Das Gegenstück sind freie Güter. Mit freien Gütern wird nicht gewirtschaftet, da sie in einer solchen Menge vorhanden sind, dass alle Bedürfnisse und Wünsche danach ohne weiteres befriedigt werden können. Beispielsweise ist Luft unter normalen Umständen ein freies Gut. Davon ist ursprünglich so viel vorhanden, dass alle darauf gerichteten Bedürfnisse normalerweise befriedigt werden können. In einem Bergwerk jedoch ist Frischluft kein freies sondern ein wirtschaftliches Gut, weil dort der Luftbedarf größer als die ohne besondere Vorkehrungen vorhandene Luftmenge ist. In bestimmten industriellen Ballungsgebieten kann heute die Luft nicht mehr als freies Gut betrachtet werden, weil der Verschmutzungsgrad das menschliche Leben in diesen Regionen über das erträgliche Maß hinausgehend beeinträchtigt. Die Aufgabe der Reinhaltung der Luft bezieht die Luft in den Kreis der wirtschaftlichen Güter einer solchen Region ein.

Ob ein Gut knapp ist, hängt von den Bedürfnissen und Wünschen ab, die sich an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit darauf richten. Gemeint ist demnach nicht Knappheit im absoluten Sinne (Seltenheit), sondern im relativen Sinne: mit Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche. Faules Obst mag selten sein, aber es ist gleichwohl nie knapp!

 

Knappe oder wirtschaftliche Güter haben einen Preis, freie Güter nicht.

 

Ein und dasselbe Gut kann zu bestimmten Stunden im Tagesverlauf knapp, zu andern frei sein: in der Geschäftszeit hat man für die Nutzung eines Parkplatzes eine Gebühr zu zahlen. In der Nacht kostet das Parken an der gleichen Stelle nichts.

 

Unter den am Schluss unserer obigen Definition erwähnten Bedürfnissen und Wünschen verstehen wir die letzten Zwecke, auf die hin gewirtschaftet wird. Die nach wie vor gegebene Steigerungsfähigkeit der "Wünsche" wird es verhindern, dass auf dieser Erde alsbald das Schlaraffenland, in dem alle Güter frei sind, errichtet werden kann. Wir werden Wohlstand, und noch mehr Wohlstand haben und doch die Knappheit nicht endgültig überwinden können, weil die Wünsche den Möglichkeiten vollständiger Erfüllung wohl weiterhin vorauseilen werden. Das bedeutet nichts anderes als, dass wir für absehbare Zeit mit dem Problem der Knappheit konfrontiert sein werden, also wirtschaften müssen.