>> Milton Friedmann im Gespräch

Fiktives Interview mit Alexandra Schröder

Auszug aus einem Interview mit Milton Friedman über den Monetarismus und die Unterschiede zum Keynesianismus

Herr Professor Friedman, was gab ihnen den Anlass dazu, die monetaristische Theorie zu entwickeln?

Im Grunde genommen war der Anlass dazu die schlechte wirtschaftliche Situation. Ich denke, dass die damaligen Probleme auf den in dieser Zeit vorherrschenden Keynesianismus zurückzuführen sind. Aber anstatt nach einer Lösung zu suchen, hat man die Probleme viel zu lange unter den Tisch gekehrt.

Was kritisieren Sie am Keynesianismus?

Es gibt viele Probleme in der keynesianistischen Wirtschaftspolitik. Dazu zählt beispielsweise die immer größer werdende Verschuldung des Staates, es werden Unmengen von Geld ausgegeben, um die Wirtschaft anzukurbeln. Anstatt eines Konjunkturanschubs folgt aber leider nur eine Inflation bei gleichzeitiger Stagnation. Dazu kommt noch, dass vom Erkennen des Nachlassens einer Konjunktur bis zur Einleitung von wirtschaftsstabilisierenden Maßnahmen viel zu viel Zeit vergeht. Dann ist immer noch nicht klar, ob die Maßnahme eine Wirkung zeigt und vor allem wann. Das ist unvorhersehbar. Die Menschen verlassen sich zu sehr auf das Eingreifen des Staates, im Vertrauen auf staatliche Hilfen gehen sie oft Risiken ein, die letztlich die Gesamtwirtschaft gefährden. Der Staat greift im Keynesianismus einfach viel zu oft in die Wirtschaft ein und das tut ihr nicht gut.

Wie wirkt der Monetarismus diesen Problemen entgegen?

Ich als Monetarist gehe davon aus, dass ein marktwirtschaftliche System, solange es möglichst frei von staatlichen Eingriffen bleibt, zu einem stabilen Wachstum tendiert. Die Ausgaben des Staates müssen gekürzt werden, damit die Investitionsbereitschaft in der privaten Wirtschaft steigt.

Erläutern Sie bitte diesen Zusammenhang.

Ganz einfach: Wenn die Ausgaben des Staates gekürzt werden, nimmt er auch nicht mehr so viele Kredite auf. Das wiederum entlastet den Kapitalmarkt und die Zinsen können sinken. Ein niedriges Zinsniveau führt in der Privatwirtschaft wie allgemein bekannt zu einer erhöhten Investitionsbereitschaft.


Wie unterscheidet sich der Monetarismus noch vom Keynesianismus?

Zum Beispiel durch die Bedeutung, die der Geldmengenentwicklung und der Geldmengensteuerung zugemessen wird. Im Monetarismus wird ihr eine dominierende Rolle zugeschrieben, im Keynesianismus wird sie nahezu vernachlässigt. Im Fall eines Gewinnrückgangs wird ein Monetarist versuchen, die Kosten zu senken, um eine Steigerung beziehungsweise eine Stabilisierung des Gewinns zu erreichen. Ein Keynesianer hingegen würde die Absatzmenge ändern. Das dieser Unterschied enorme gesellschaftspolitische Folgen mit sich bringt versteht sich von selbst. 

Und wie sieht es mit der Zielsetzung aus?

Gravierende Unterschiede. Für uns Monetaristen steht immer die Geldmenge im Vordergrund, oder vielmehr, dass die Steigerung der Geldmenge am Zuwachs der Produktionsmittel ausgerichtet werden soll. Weil die Änderung der Produktionsmittel nur langsam passieren kann, verleiht dies der monetaristischen Geldpolitik doch eine gewisse Stetigkeit, es verleiht ihr doch geradezu einen längerfristigen Charakter. Die Keynesianisten beschränken sich aber größtenteils eher auf konjunkturbedingte Störungen des wirtschaftlichen Gleichgewichts, das ganze ist vielmehr eine kurzfristige Angelegenheit.

Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, dass das zum Zweck der Vermeidung einer Inflation begrenzte Geldmengenwachstum  zu steigender Arbeitslosigkeit führt, weil unrentable Unternehmen ausscheiden müssen?

Das ist Quatsch, so entsteht keine Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit ist die Folge mangelnder Flexibilität der Löhne nach unten, nicht die eines begrenzten Geldmengenwachstums. Sie müssen den Arbeitsmarkt genauso wie den Gütermarkt betrachten. Je niedriger der Preis für ein Gut ist, desto mehr wird nachgefragt. Auf den Arbeitsmarkt bezogen bedeutet dass: Unternehmen sind desto eher bereit, Arbeitsplätze anzubieten, je niedriger die Lohnkosten sind. Dieser Vorwurf ist absolut nicht gerechtfertigt.